Humboldt Seeds
Humboldt

Die neue Cannabis-Legalisierungswelle in den Vereinigten Staaten: Was das „Ja“ bedeutet

Wir haben gerade eine neue Cannabis-Legalisationswelle in den USA erlebt. Am 8. November wurden US-Amerikaner aus fünf Staaten gefragt, ob sie Cannabis auch als Genussmittel legalisieren wollten. Kalifornien, Massachusetts, Nevada und Maine haben mit „Ja“ gestimmt. Zur selben Zeit haben Florida, Arkansas, Montana und North Dakota sich für die Regulierung von Marihuana zu medizinischen Zwecken ausgesprochen. Aber: Was bedeutet das eigentlich für Produzenten und Konsumenten?

 

Am 8. November wurde in den Staaten Arizona, Maine, Massachusetts, Nevada und Kalifornien an den Urnen entschieden, ob sie Cannabis auch zu Genusszwecken erlauben. Alle haben mit „Ja" gestimmt, außer Arizona, wo das „Nein" 52% der Stimmen ausmachte. Las Vegas (Nevada) könnte jetzt zu einem Mekka für Cannabis-Liebhaber werden. Außerdem wird im Falle von Kalifornien erwartet, dass der Zugang des Cannabis-Sektors zur freien Marktwirtschaft einen großen nationalen Einfluss besitzt, da Kalifornien die sechstgrößte Marktwirtschaft der Welt darstellt und der bevölkerungsreichste Staat der USA ist. Florida, Arkansas, Montana und North Dakota haben andererseits für die Regulierung von medizinischem Marihuana abgestimmt und in allen Staaten gab es grünes Licht für die Legalisation.

Cannabis war schon legal in...

Der Genuss von Cannabis als Genussmittel war seit 2014 schon in Alaska, Washington D.C., Colorado, Oregon und Washington reguliert und unterliegt dort einer ähnlichen Steuer wie Alkohol. Gemäß einer Analyse der Marihuana Policy Group, die von CNN erwähnt wurde, bedeutet die vollständige Legalisation von Marihuana einen enormen positiven Schub für die Wirtschaft dieser Staaten. „Die Marihuana-Industrie hat allein im Jahr 2015 über 18.000 Vollzeit-Arbeitsplätze geschaffen und in Colorado eine Wirtschaftsaktivität von 2.390 Millionen Dollar erzeugt", heißt es in dem Bericht.

Die neuen Legalisationen von Cannabis in den Vereinigten Staaten bedeuten...

Die zunehmende Regulierung von Cannabis bedeutet, dass potenziell Millionen an Dollar in Form von Steuern in die Staatskassen fließen würden. Das versicherte Colorado im Jahr 2014, als dieser US-Bundesstaat das erste Territorium der Welt wurde, das Marihuana zu Genusszwecken legalisierte. Im ersten Jahr wurden 44 Millionen an Steuern eingenommen. Als das Gesetz erlassen wurde, hatte man mit mehr als 70 Millionen Dollar gerechnet. Aus diesem Grund erwartet man auch, dass dieses Wachstum auch in den anderen vier Staaten einsetzen wird, die für die vollständige Legalisierung von Cannabis gestimmt haben. Natürlich impliziert eine Steuer für ein Produkt, das bislang verkauft wurde, ohne dass ein Cent in die Staatskassen floss, einen Preisanstieg für Marihuana oder eine unvermeidliche Verbilligung von Cannabis seitens der Produzenten, um den Preis zu halten. Was die Produzenten betrifft, beinhaltet die Regulierung auch, dass die Anbauflächen nun die in jedem Staat geltenden Umweltvorschriften einhalten müssen. Eine neue Kontrolle der Felder und eine Überwachung des Anbausystems bedeutet im Falle einer Nichteinhaltung eine hohe Geldstrafe.

Kalifornien sticht heraus, weil...

Bezüglich der Wahlen am 8. November lässt sich feststellen, dass die in Kalifornien gewählte Proposition 64 die Wichtigste ist. Im Falle des Golden-Staate hat das „Ja" eine besondere Bedeutung, weil diese Region mit fast 40 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat des Landes ist. Diese Zahl, zusammen mit der Tatsache, dass Kalifornien die sechstgrößte Weltwirtschaft ist, bedeutet zweifellos die Geburt eines Marktes, der jährlich Milliarden von Dollar bewegen wird. Dieses neue Gesetz stellt eine Erweiterung des Gesetzes dar, das vor 20 Jahren Marihuana für medizinische Zwecke in diesem Staat legalisiert hat und das kurioserweise vor 6 Jahren schon einmal zur Abstimmung stand. Damals hat sich die Bevölkerung für „Nein" entschieden. Diese Legalisation bedeutet aber nicht, dass Kalifornien nun ein Staat wird, in dem man Marihuana ohne Einschränkungen konsumieren kann. Die Initiative erlaubt den Besitz, Transport und Kauf von bis zu 28,5 Gramm und man muss einen Steuersatz von 15% zahlen. Außerdem darf man bis zu 6 Hanfpflanzen zu Hause anbauen, allerdings müssen diese Pflanzen nicht sichtbar sein und der Ort darf für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein.

In Kalifornien sieht die Regelung so aus...

Nach Verabschiedung der Maßnahme ist es für Personen über 21 legal, Marihuana zu konsumieren, anzubauen und zu verkaufen. Diese kommerziellen Tätigkeiten werden von den Behörden mit einem Steuersatz von 15% und einer Zusatzgebühr von 9,25 Dollar pro Unze geregelt. Nichtsdestotrotz bleibt der Konsum auf der Straße oder in anderen öffentlichen Gebäuden verboten. Ein Verstoß wird mit einer Geldstrafe von 100 Dollar geahndet. Des Weiteren wurde die Strafe für den illegalen Verkauf von Drogen herabgesetzt. Die Gefängnisstrafe von zurzeit vier Jahren in einem Bundesgefängnis wird auf sechs Monate in einem Staatsgefängnis reduziert. Das Ergebnis ist eine großartige Nachricht für alle Geschäftsleute, die sich von Anfang an für diese Initiative starkgemacht haben. Die Nachrichtenagentur AFP beruft sich auf verschiedene Quellen, die berichten, dass das Geschäft mit Cannabis bis zum Jahr 2020 7.600 Millionen Dollar einbringen soll. Dabei sind viele indirekte Geschäftswege, wie der Verkauf von T-Shirts oder Souvenirs noch gar nicht mit eingerechnet. Zurzeit ist es in Kalifornien nur den Unternehmen gestattet, mit Marihuana Handel zu treiben, die eine staatliche Lizenz besitzen. Der Stichtag, ab dem auch Lizenzen für andere Unternehmen ausgegeben werden müssen, ist der 1. Januar 2018. Für den Verkauf von Cannabis als Genussmittel werden dann auch zwei neue Steuern erhoben: Eine für den Anbau und eine andere für den Verkauf von Cannabis und der daraus gewonnenen Produkte.

Die andere Seite des freien Handels mit Cannabis

Der Anbau von Marihuana ist schon seit einiger Zeit der Antrieb für die kalifornische Industrie. Diejenigen, die diese wirtschaftliche Aktivität in diesem bestehenden Rechtsvakuum vorangetrieben haben, waren die kleinen Betriebe: Experten, die Hanf anonym angebaut haben. Eine vor Kurzem durchgeführte Umfrage der Vereinigung der kalifornischen Agrarproduzenten zeigt, dass es zurzeit etwa 750 Hanfzüchter gibt, die in Kalifornien tätig sind. Allerdings unterstützen nur 31% diesen neuen Gesetzentwurf, während 31% sich dagegen ausspricht und die restlichen 38% unentschlossen sind.

Warum die Marihuana-Produzenten sich gegen die Proposition 64 aussprechen

1- Die hohen wirtschaftlichen Kosten, für die die Produzenten aufkommen müssten, wenn sie ihren Anbau an die geltenden Umweltstandards anpassen müssten. Sobald die Proposition 64 verabschiedet wird, wären die Schäden, die durch die Umleitung von Flüssen und durch die Kontamination des Grundwassers durch Pestizide entstanden sind, ein Grund, die staatliche Anbaulizenz zu widerrufen. Die Strafen bei einem Umweltdelikt schwanken zwischen 20.000 und 100.000 Dollar pro Hanfplantage. Eine Summe, die kleinere Produzenten nur schwer aufbringen könnten und sie ins Abseits stellen würde. Eine Maßnahme, die trotz aller guten Absichten für die Umwelt ein Schritt hin zu einer Monopolstellung sein könnte, da die großen Unternehmen (die die Bußgelder problemlos zahlen könnten) den Markt an sich reißen würden. Das bedeutet ein Sterben der kleinen Produzenten, die bis jetzt der Motor der kalifornischen Cannabisindustrie sind. 2- Ein weiterer Faktor, der für die lokalen Produzenten entscheidend sein könnte, sind die Abgaben, die sie bezahlen müssten: Eine Steuer von 9,25 Dollar pro Unze Blüten und 2,75 Dollar für Marihuanablätter. Diese Abgaben würden die Gewinnmargen dieser Produzenten erheblich schmälern.

Für die Produzenten ergeben sich zwei wichtige Konsequenzen:

VETERANEN UND KLEINE BETRIEBE

Die "illegalen" Anbauflächen, auf denen sich die Aktivität bisher abgespielt hat, müssen nun den Umweltvorschriften gerecht werden, die der Staat ihnen vorgibt, mit den Kosten, die das für die Besitzer der Hanfplantage impliziert und die in diesem Schwarzmarkt entstanden sind. Sie müssen nun ihre Felder an die Maßnahmen und an das Bewässerungssystem der geltenden Gesetze anpassen.

NEUE UND GROSSE UNTERNEHMEN

Es öffnen sich Türen für neue Produzenten und das Geschäftsvolumen ist so attraktiv, dass sich große Saatguthersteller dies nicht entgehen lassen können. Wie es auch schon in anderen Bereichen passierte, in diesem Fall die McDonald´s der Samen, hätten diese Unternehmen eine beachtliche wirtschaftliche Größe, um groß angelegte Anbauflächen zu kaufen und auch, um die Bußgelder zu bezahlen, wenn gegen die Umweltvorschriften verstoßen werden sollte. Jetzt bleibt nur abzuwarten, welche Unternehmen sich Zugang zu diesem Markt verschaffen wollen und welche kleinen Betriebe in der Lage sind, sich in dieser Branche zu halten, die ihnen in den letzten Jahren ein Gehalt gegeben hat. Diese Frage wird vor 2021 gelöst, da der Staat fünf Jahre Zeit hat, um dafür Lizenzen zu erteilen.

02/12/2016