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Minierfliegen in eurer Cannabiskultur? So bekommt ihr sie in den Griff!

Die Blätter eurer Marihuanapflanzen sehen plötzlich aus wie ein Labyrinth aus völlig chaotisch angeordneten kleinen Tunneln? Das ist vermutlich das Werk von Minierfliegen-Larven! Sobald sie sich sattgefressen haben – ein oder zwei Wochen Tunnelgraben später – verlassen die Würmer ihr Versteck in den Blättern, fallen zu Boden und entwickeln sich ziemlich schnell zu den kleinen, erwachsenen Fliegen. Deren Weibchen wiederum spritzen ihre Eier in ein gesundes Blatt, und schon beginnt der Kreislauf wieder von vorne …

Minierfliegen sind eine Insektenart, deren erwachsene Tiere ganz ähnlich aussehen wie Stubenfliegen, deren Larven jedoch eine einzigartige Art und Weise haben, Marihuanapflanzen zu schädigen: Sie graben sich zwischen zwei Schichten der Blatt-Epidermis ein und fressen sich nach und nach durch die Pflanzenzellen hindurch, wobei sie charakteristische „Tunnel" hinterlassen.

Die Minierfliegen gehören zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera) – ein Flügelpaar und große Facettenaugen – und bilden eine Familie aus insgesamt 2500 Arten, deren lateinische Bezeichnung Agromyzidae lautet. Es sind jedoch nicht die erwachsenen Tiere, die den eigentlichen Schaden anrichten – diese legen nur die Eier, aus denen dann die Larven schlüpfen, die beim Fressen die Blätter auszuhöhlen beginnen. Minierfliegen (bei Cannabispflanzen vor allem die Art Liriomyza huidobrensis) sind dabei zwar die häufigsten, aber nicht die einzigen Blattminierer: Auch bestimmte Motten- oder Käferarten gehören zu den Tunnelbauern.

Anzeichen für Minierfliegenbefall

Da diese Insektenarten verschiedene Lebensstadien durchlaufen, kann man sie je nach Phase an verschiedenen Dingen erkennen:

Eiablage

Beim Fressen und bei der Eiablage bohren die weiblichen Fliegen winzige, ovale Löcher auf die Blattoberseite, die man mit bloßem Auge sehen kann. Diese Punkte sind das Erste, worauf ihr achten solltet. Die Eier (je nach Bedingungen zwischen Dutzenden und hundert) werden in die Blätter „eingespritzt", was nicht gerade zu ihrer Sichtbarkeit beiträgt. Sie sind durchschnittlich 0,25 mm groß und fast unmöglich zu entdecken, wenn sie bereits abgelegt wurden.

Larvenstadium

Das ist die Phase, in der die Minierfliegen Cannabispflanzen die eigentlichen Schäden zufügen, denn wenn aus den Eiern im Blattinnern kleine Larven schlüpfen, beginnen diese sofort mit dem Fressen, wodurch sie eben besagte Tunnel im Blattgewebe verursachen. Diese durchscheinenden weißen Tunnel, die gerade, aber auch gewunden sein können – deshalb wird die Art Liriomyza im Englischen auch als Serpentin-Blattminierer bezeichnet – und am Rand trockene, dunkle Stellen aufweisen, sind natürlich leicht sichtbar. Die Larven haben keine Beine, sind gelblich-weiß oder grünlich, zwischen 3 und 5 mm groß und in den Tunneln zu sehen, wenn man das Blatt unters bzw. gegens Licht hält. Bisweilen wechseln sie über die Stängel auch auf andere Blätter, direkt an die Oberfläche kommen sie dabei jedoch nie.

Puppenstadium

Wenn die Larven weit genug entwickelt und sattgefressen sind, durchbrechen sie das Blatt mit ihren Kauwerkzeugen und lassen sich zu Boden fallen. Meistens graben sie sich einige Zentimeter tief im Substrat ein und verpuppen sich dort. Bisweilen erfolgt die Metamorphose aber auch an der Oberfläche oder auf der Unterseite der Blätter. Die Puppen sind wie kleine, segmentierte, leicht rundliche Fässer geformt, zwischen 2 und 5 mm groß und meistens graubraun. 

Erwachsenenstadium

Aus der Puppe schlüpft schließlich die erwachsene Minierfliege, ein ca. 2 mm großes Insekt, das meistens einen schwärzlichen bis gräulichen, bisweilen aber auch an manchen Körperstellen gelben Ton und kleine, helle bzw. durchsichtige Flügel aufweist. Die durchschnittliche Lebenserwartung der tagaktiven Tierchen – Programm: Paarung, Fressen und Eiablage! – beträgt zwischen 10 und 15 Tagen.

Was sind die Auswirkungen auf Marihuanapflanzen?

Temperatur und Feuchtigkeit sind zwei entscheidende Faktoren, was die Entwicklung einer Minierfliegenpopulation angeht: Viel Feuchtigkeit und warme Temperaturen (über 25 ºC) sind ideale Voraussetzungen für einen Befall eurer Marihuanakultur. Wenn es kühler wird als 25 ºC legen die Weibchen nämlich keine Eier mehr ab.

Die kleinen Tunnel, die die Larven in die Blätter graben, schaden den Pflanzen, da sie die Stoffwechselfunktionen beeinträchtigen – schließlich fressen die Larven einen Teil des Pflanzengewebes, das eigentlich zur Photosynthese benötigt wird! Dadurch trocknen die Blätter schließlich ganz oder teilweise aus und die Ertragsfähigkeit der Pflanzen leidet.

Zudem haben es auch die „Nachwirkungen" der Minierfliegen in sich: Die Wunden, die bei der Eiablage und dem Ausbruch der Larven an den Tunnelenden entstehen, erleichtern einen Befall durch verschiedene Krankheitserreger, die die Pflanzen zusätzlich schwächen können.

Wie wird man Minierfliegen wieder los?

Minierfliegenlarven zu töten ist nicht gerade einfach, da sie unter der Blatt-Epidermis leben und dadurch geschützt sind. Der Tunneleingang, durch den das Ei eingespritzt wurde, ist meistens sehr klein, und je größer die Larve wird, desto breiter wird auch der Tunnel. Um herauszufinden, wie schnell sich die Plage entwickelt, beobachtet ihr also am besten die Größe der Gänge. Es ist besser, die Larven zu entdecken, solange sie noch klein sind.

Falls ihr bei der Inspektion ein Blatt mit nur einem oder zwei kurzen, kurvigen Gängen entdeckt, dann greift zu einer Lupe, um den Wurm im breiten Tunnelende zu identifizieren und zerdrückt diesen einfach zwischen euren Fingern, sodass der gesunde Teil des Blatts weiter seine Arbeit verrichten kann. Blätter, die viele Tunnel aufweisen, solltet ihr entfernen, unter Quarantäne stellen und vernichten.

Weiterhin könnt ihr auch Fallen aufstellen, z. B. gelbe Plastik-Streifen, an deren klebriger Oberfläche die erwachsenen Fliegen hängen bleiben, oder euch natürliche Fressfeinde der Fliegen als Unterstützung holen. Parasitäre Wespenarten wie Dacnusa sibirica, Diglyphus isaea y Opius pallipes sind wesentlich effizienter als Kontaktinsektizide, nachdem die Larven im Blattinnern relativ geschützt leben.

Bei der Minierfliegen-Prävention können euch auch Niemöl oder, falls ihr draußen anbaut, Insektennetze gute Dienste leisten. Grundsätzlich können wir euch jedoch beruhigen, denn auch wenn die Fliegen echt lästig sind und manche Blätter beschädigen, sind sie doch keine allzu große Bedrohung für uns Grower. Wenn ihr das Problem früh genug erkennt (siehe unsere Tipps), leidet euer Ertrag vermutlich nicht allzu sehr!

15/08/2019