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Die Problematik der giftigen Pestizide beim illegalen Anbau von Marihuana in Kalifornien

Das Vorhandensein von potenziell tödlichen Schadstoffen in den nord- und mittelkalifornischen Wassereinzugsgebieten ist das jüngste Indiz für Umweltschäden, die durch die Tausenden von illegalen Cannabis-Plantagen verursacht werden. Viele von ihnen werden von Drogenkartellen betrieben, die Kunden in weiteren Bundesstaaten versorgen. Wie praktisch bei allen Arten der Landwirtschaft bestehen inhärente Spannungen zwischen dem Anbau von Marihuana und den Erfordernissen des Ökosystems. Diese Spannungen müssen quantifiziert und offen diskutiert werden. Doch das Bundesgesetz, das Cannabis immer noch als kontrollierte Substanz behandelt, verhindert es, eine Problematik anzugehen, die zu einer nationalen Angelegenheit zu werden droht.

Nach der Associated Press enthielten 9 von 10 illegalen Marihuana-Farmen, die 2018 in Kalifornien zerschlagen wurden, Spuren von potenten, potenziell tödlichen Pestiziden, die das natürliche Leben vergiften und die Wasserversorgung des Menschen gefährden könnten. Ein bedeutender Quantensprung im Hinblick auf die Chemikalien, die in ca. 75 % der illegal angebauten Plantagen gefunden wurden, welche ein Jahr zuvor auf öffentlichem Land entdeckt worden waren; sechs Mal höher als im Jahr 2012.

Die kalifornische Polizei stellte im August des vergangenen Jahres fest, dass mexikanische Drogenhändler ein in gefährliches Pestizid einsetzen, das in den USA verboten ist, um Marihuana in entlegenen Gebieten des kalifornischen Sierra Nevada-Gebirges anzubauen. Es handelt sich um das Pestizid Carbofuran, das für den Menschen tödlich ist und bleibende Schädigungen der Fortpflanzungsfähigkeit hervorrufen kann. Betroffen sind Bundesgebiete, die durch Rodung, Umleitung von Wasserläufen sowie den Einsatz von Chemikalien und Pestiziden systematisch zerstört werden.

Laut Experten ist das gefundene Carbofuran so gefährlich, dass ein Teelöffel für einen erwachsenen Bären tödlich wäre. Es wurden jedoch Spuren der tödlichen chemischen Zusammensetzung von Carbofuran in Bächen und Flüssen sowie in lebenden und toten Tieren, einschließlich bedrohter Arten wie dem Fischermarder gefunden. Die Umweltschutzbehörde EPA schätzte damals, dass durch Carbofuran jährlich 1 bis 2 Millionen Vögel in den USA getötet wurden. Informationen der BBC zufolge setzten Schäfer in Kenia im Jahr 2008 Carbofuran zur Tötung von Löwen ein, die ihre Viehbestände bedrohten.

Über Jahre hinweg wurde das von der FMC Corporation unter der Marke Furadan vertriebene Carbofuran auf Mais, Baumwolle, Kartoffeln, Sonnenblumen sowie weitere Nutzpflanzen gesprüht. Carbofuran wurde 2008 durch die Aufsichtsbehörden von dem US-Markt zurückgezogen und ist auch in der Europäischen Union, in Kanada und seit kurzem in Brasilien verboten. Doch trotz des Verbots hat Carbofuran weiterhin nachteilige Auswirkungen auf Kalifornien: Es ist bei den illegalen Marihuana-Züchtern das beliebteste Pestizid. Und Kalifornien macht in den USA über 90 % des illegalen Marihuana-Anbaus aus.

Forscher vermuten, dass einige illegale Pflanzungen gegenwärtig auf landwirtschaftliche Flächen verlagert werden, wo sie sich mit dem legalen Marihuana-Anbau vermischen und die Landwirtschaft insgesamt gefährden. Aufgrund der Legalisierung scheint das von den Behörden angewendete Funktionsprinzip darin zu bestehen, dass es wesentlich einfacher ist, ein Gewächshaus irgendwo im Tal zu bauen, als gezwungen zu sein, den gesamten Anbau in einem entlegenen Nationalforst zu organisieren.

Das erzeugte Marihuana wird hauptsächlich außerhalb des Staates verschickt, denn es kann die strengen kalifornischen Normen für legales Gras nicht erfüllen, da Spuren der giftigen Chemikalien darin enthalten sind. Mittlerweile kämpfen Umweltschutzgruppen für die Dekontamination der zahlreichen Orte mit illegalen Plantagen, in denen Carbofuran eingesetzt wurde. Bis zum August 2018 wurden 160 Stellen gesäubert, an denen sich das giftige Pestizid befand, doch es stehen immer noch 830 weitere Stellen zur Dekontamination aus. Und hierbei handelt es sich lediglich um die bereits bekannten.

Die Forstverwaltung der Vereinigten Staaten schätzte, dass jedes Jahr 1.200 Millionen Gallonen (4.500 Millionen Liter) Wasser von den Grundwasserleitern zu den unerlaubten Plantagen in den kalifornischen Staatsforsten umgeleitet wurden. Die giftigen Chemikalien in den illegalen Farmen gelangen in Flüsse und Bäche, die die Wasserversorgung des Staates gewährleisten, was Befürchtungen aufkommen lässt, dass dies eine Gefahr für den Menschen darstellen könnte.

Und Kalifornien ist mit illegalen Drogenhändlern nicht alleine, die sich in 72 Nationalforsten in 21 Staaten befinden, was bereits zu einem ernsthaften Problem auf nationaler Ebene geworden ist. Darüber hinaus verhindert der Status der Halblegalität von Marihuana, das weiterhin durch das Bundesgesetz verboten ist, auch Studien hinsichtlich der Umweltbelastungen und behindert die Schaffung von Lösungen, die das Problem aus einer rein ökologischen Perspektive angehen.

Der Einsatz von Pestiziden beim Cannabis-Anbau hat Auswirkungen auf die Gesundheit von Growern, Konsumenten und die Umwelt insgesamt. Einige Staaten (Connecticut, Maine, Minnesota, New Hampshire, Massachusetts) und der District of Columbia haben bereits eigene Regelungen getroffen, die sich auf weniger toxische Ansätze beim Anbau von Cannabis als Medikament konzentrieren – mit einem gewissen Bestreben, Anbaupraktiken zu gewährleisten, die den Einsatz von Pestiziden verhindern bzw. verbieten. Und gerade das bundesstaatliche „Rechtsvakuum" bietet eine wichtige Chance, die Entwicklung einer Industrie basierend auf Herstellungspraktiken zu fördern, bei denen Pestizide nicht die Grundlage darstellen – beispielsweise durch den Bio-Anbau von Cannabis.

23/01/2020