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Wie Wachstumsregulatoren auf unsere Pflanzen wirken

Ein Einblick in die Welt der Wachstumsregulatoren kann sowohl für die wissenschaftliche- als aus auch die Cannabiscommunity sehr lehr- und aufschlussreich sein. Zunächst werden wir erklären, was Wachstumsregulatoren sind und warum ihnen in jüngster Zeit so viel Aufmerksamkeit zuteilwird. Des Weiteren werden wir darauf eingehen, wie Wachstumsregulatoren auf Pflanzen wirken und ob sie möglicherweise gefährlich für unsere Gesundheit sein können. Zuletzt erkunden wir alternative und natürliche Wachstumsregulatoren, die wir zur Stimulation des Pflanzenwachstums einsetzen können.

Warum besteht im Cannabisanbau Interesse an Wachstumsregulatoren?

Diejenigen unter uns, die schon einmal so richtig kompakte, pralle Cannabisblüten in den Händen hielten, dachten vielleicht im ästhetischem Sinn: „Diese Pflanze ist 1a-Güteklasse". Dichte, kompakte Buds fallen besonders ins Auge, wenn man sie mit etwas lockereren, fluffigeren Buds vergleicht. Vielleicht hast Du bei Buds, die schwer nach „erste Güteklasse" aussehen, auch schon mal dieses Aroma nach Treibstoff/Diesel bemerkt. Diese Merkmale sind normalerweise klare Anzeichen dafür, dass im Cannabisanbau Wachstumsregulatoren eingesetzt wurden.

Die Dichte der Buds hängt natürlich auch von der genetischen Veranlagung ab, Cannabis indica ist beispielweise allgemein bekannt dafür, kompaktere Blüten als Cannabis sativa auszubilden. Eine intensivere Beleuchtung während der Blütephase kann ebenfalls bewirken, dass die Blütenstände kompakter werden. Viele Grower setzen jedoch Wachstumsregulatoren ein, um sicherzugehen, dass selbst dann kompakte Blüten entstehen, wenn die genetischen und umweltbedingten Faktoren eigentlich dagegensprechen. Der Wunsch nach kompakt geformten Buds, die Cannabis ein verführerisches Aussehen und einen besonderen Geschmack verleihen, ist einer der Hauptgründe, warum Wachstumsregulatoren in der Cannabisindustrie eingesetzt werden.

Höhere Gewinnspannen

Es gibt jedoch noch einen anderen Faktor, der eine wichtige Rolle in der ansteigenden Nachfrage nach Wachstumsregulatoren spielt: höhere Gewinnspannen. Da Cannabis sich rasant zu einem großen Geschäft entwickelt hat, sind Wachstumsregulatoren aus kommerzieller Sicht besonders interessant, weil sie höhere Ernteerträge bei kürzeren Lebenszyklen ermöglichen. Aber selbst Grower, die nicht auf kommerzielle Erfolge aus sind und medizinisches Marihuana im Eigenanbau anpflanzen, wenden nichtsahnend Wachstumsregulatoren an. Diese werden häufig als Nährstoffe, Wachstumsstimulatoren oder Vitamin- und Hormonbooster verkauft, die man als Blatt- oder Wurzeldünger einsetzen kann. Aufgrund der lukrativen Renditen für Grower wächst der globale Markt an Wachstumsstimulatoren; dieser machte im Jahr 2014 einem Umsatz von 3,5 Milliarden US-Dollar und wird bis zum Jahr 2020 voraussichtlich mehr als doppelt so viel verzeichnen.

Der wettbewerbsorientierte Cannabismarkt macht die Wachstumsregulatoren zu einer verlockenden Lösung. Da Cannabis aktuell buchstäblich so viel wert ist wie Gold, bedeutet jedes zusätzlich geerntete Gramm einen großen Unterschied. Die Pflanzenmorphologie zu manipulieren, um auf kleinerem Raum zu gedeihen oder um den Lebenszyklus zu verkürzen spart Kosten und maximiert die Erträge. Eine Steigerung des Gewichts der Blüten zwecks Profitmaximierung lässt den Einsatz von Wachstumsregulatoren logisch erscheinen, aber könnte dies möglicherweise zu Qualitätseinbußen und gesundheitlichen Risiken führen?

Was sind Wachstumsregulatoren?

Die Wachstumsregulatoren wurden in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt und seitdem über Jahrzehnte in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Rentabilität von Anbaukulturen zu steigern. In den letzten Jahren kamen aber immer mehr Bedenken über die Sicherheit von synthetischen Wachstumsregulatoren ans Licht. Aufgrund ihrer offensichtlich giftigen Natur wurde ab den 70er Jahren in vielen Ländern der Einsatz von Wachstumsregulatoren im Anbau von Nutzpflanzen verboten; sie werden seitdem als Pestizide eingestuft. Einigen wird „Alar scare" ein Begriff sein, der die US-amerikanische Apfelindustrie über 100 Millionen Dollar kostete, nachdem der kontroverse Wachstumsregulator Daminozid als möglicherweise krebserregend erklärt wurde. Diese bestimmte Art von synthetischen Wachstumsregulatoren, die die Hormonregulation beeinflussen, werden auch Wachstumshemmer genannt.

Um exakt definieren zu können, was Wachstumsregulatoren eigentlich sind, müssen wir zunächst die Pflanzenhormone, die auch allgemein als Phytohormone bekannt sind, verstehen. Genau diese Hormone werden von Wachstumsregulatoren beeinflusst. Pflanzenhormone kommen natürlich im Pflanzenreich vor und spielen ebenso wie Hormone bei Säugetieren in der Entwicklung und dem Wachstum eine wichtige Rolle. Hormone in winzigsten Mengen können ein „Ein- und Aus- Schalter" für die Genexpression, das Zellwachstum und den Zelltod (Aptoptose) sein. Bei relativ einfachen Molekularstrukturen wie bei Pflanzen, entfalten sie enorme und vielfältige Wirkungen auf den Lebenszyklus. Die natürliche Regulierung der Pflanzenhormone geschieht durch Umweltfaktoren, Hormonrezeptoren, sowie dem Genom der Pflanze. Traditionell werden Pflanzenhormone in fünf verschiedene, größere Klassen unterschieden, die alle eine Schlüsselrolle im Lebenszyklus einer Pflanze spielen:

Sie alle besitzen wachstumsregulierende Funktionen und können die Zellproduktion und -aktivität entweder hemmen oder ankurbeln. Im Laufe des Lebenszyklus der Pflanze arbeiten sie meistens in wechselnden Verhältnissen mit einem anderen Stoff. Die untenstehende Tabelle zeigt die fünf wichtigsten Klassen von Pflanzenhormonen und in welcher Entwicklungsphase der Cannabispflanzen sie jeweils agieren.

Im Rahmen wissenschaftlicher Forschungen wurden seit der Entdeckung der 5 größeren Klassen von Pflanzenhormonen auch weitere Klassen, wie zum Beispiel die Brassinosteroide, entdeckt. Diese Hormone regulieren eine ganze Reihe von physiologischen Prozessen in Pflanzen, wie ihr Wachstum, ihre Entwicklung und Immunität. Im Vergleich zu Hormonen bei Säugetieren ist über Pflanzenhormone noch relativ wenig bekannt, weshalb es wahrscheinlich ist, dass es noch viele unentdeckte Pflanzenhormone gibt. Synthetische Pflanzenhormone und Wachstumsregulatoren versuchen, die Wirkung von Hormonen zu imitieren oder in der Biosynthese beteiligte Signalübertragungswege zu beeinflussen bzw. die Hormonsynthese der Pflanzen zu hemmen. Am häufigsten werden Wachstumsregulatoren eingesetzt, welche die Hormonübertragungswege beeinflussen. Wichtige Markennamen sind: Paclobutrazol, Chlormequat chloride, Daminozide, Uniconazole etc. (siehe Tabelle). Da das Wachstum und die Entwicklungsprozesse der Pflanzen von Hormonen gesteuert werden, können Menschen diese mithilfe von geeigneten Wachstumsregulatoren erfolgreich manipulieren. Es ist also der Einsatz von natürlichen und synthetischen Pflanzenhormonen zwecks Manipulation des Wachstumszyklus und der Pflanzenmorphologie, der diese Chemikalien zu „Wachstumsregulatoren" macht. Wachstumsregulatoren sind demnach eine Reihe von Chemikalien mit bestimmten Funktionen, wobei sich aber nicht auf die spezielle chemische Zusammensetzung bezogen wird. Aus diesem Grund ist es unmöglich, allgemeine Aussagen über Wachstumsregulatoren zu machen, die gleichermaßen auf all diese Chemikalien zutreffen. Dennoch gibt es klare Unterschiede zwischen synthetischen und natürlichen Wachstumsregulatoren.

Table of commercial PGR functions - Professor Frederick M. Fishel

Wie Wachstumsregulatoren auf Pflanzen wirken

Aber wie genau manipulieren Wachstumsregulatoren das Pflanzenwachstum und erhöhen die Ernteerträge? Um dies zu verstehen, müssen wir uns mit den Transportwegen der Boten- und Signalstoffe auseinandersetzen, lies einfach weiter!

Manipulation des Lebenszyklus

Pflanzen nutzen Signaltransduktionswege bzw. Signalübertragungswege massiv und im Laufe ihres kompletten Lebenszyklus. Sie verfügen über Rückmeldungsmechanismen, die es der Pflanze ermöglichen, auf umweltbedingte oder chemische Veränderungen zu reagieren. Signalübertragungswege arbeiten in Sequenzen von biochemischen Reaktionen. Als Antwort auf einen Stimulus sendet de Zelle ein Signal. In der Wachstumsphase gelangen die Zellsignale normalerweise über Signalübertragungswege zu bestimmten Rezeptoren (die Hormone oder leichtgewichtige Moleküle aufnehmen können) und bewirken, dass die Zellen auf eine Weise reagieren, welche die Entwicklung der Pflanze beeinflusst.

Ein typischer von Pflanzenhormonen ausgelöster Mechanismus ist die Hemmung oder Aktivierung von in der Gentranskription beteiligten DNA-bindenden Proteinen. Diese Proteine wirken wie Beschleuniger oder Repressoren auf wachstumsstimulierende Gene. Im Grunde agieren sie wie die Gas- und Bremspedale eines Autos. Wenn ein Repressor präsent ist, blockiert er die Bildung von wachstumsstimulierenden Genen, während die Beschleuniger sich an die Transkription der wachstumsstimulierenden Gene machen. Als Antwort auf das übertragende Signal (welches von Pflanzenhormonen oder Wachstumsregulatoren ausgesendet wurde), werden zum Beispiel Repressor-Proteine gehemmt, also unser „Bremspedal" blockiert. Dies erlaubt dem „Auto", einfach weiterzufahren und mehr wachstumsstimulierende Gene zu bilden.

Dies ist die grundlegende Funktion der Wachstumsregulatoren; natürlich variiert die Wirkungsweise der verschiedenen Chemikalien, aber alle nutzen die Signalübertragungswege in derselben Art. Wachstumsregulatoren, die die Biosynthese (Bildung) der Pflanzenhormone beeinflussen, können deshalb das Wachstum hemmen oder stimulieren. So ist es möglich, Gene zu aktivieren, um früher die Blüte einzuleiten oder auch die Blütephase zu verlängern. Ebenso kann man auch das Apikalwachstum blockieren, um somit kurze, robuste Pflanzen zu erhalten. Dies ist für Grower eine sehr begehrte Eigenschaft, da sie erlaubt, die Raumbedingungen maximal auszunutzen.

Ertragreichere Ernten

Wachstumsregulatoren verschaffen höhere Ernteerträge, indem sie die Zellexpansion über die Signalübertragungswege anregen. Wenn die wachstumsstimulierenden Gene aktiviert werden, beginnen die Zellen zu wachsen und werden zunehmend grösser. Die Zellexpansion besteht hauptsächlich in der Wasseraufnahme in das Zytoplasma, das sich in der Zentralvakuole der Zellen ansammelt. Durch die Aufnahme von Wasser nimmt das Ausmaß der Zentralvakuolen zu. Auf diese Weise entsteht ein Druck (Tulgor), durch den sich die Zellwände ausweiten. Diese nach außen gerichtete Druckspannung wird durch das zusätzliche Wasser in der Pflanzenzelle erzeugt. Deswegen resultiert die beobachtete Gewichtszunahme in Anbaukulturen mit Wachstumsregulatoren zum Großteil daraus, dass die Pflanzenzellen mehr Wasser einbehalten. Anders gesagt bedeutet dies, dass mit Wachstumsregulatoren angepflanztes Cannabis mehr wiegt, weil die Blüten mehr Wasser enthalten. Auch Auxine spielen eine Rolle in der Vergrößerung der Pflanzenzellenwand und somit im Streckungswachstum; dieser Umstand ist auch als „Säurewachstumstheorie" bekannt. Die Auxine bewirken hauptsächlich die Ansäuerung der Zellwand, die mithilfe von Expansionsproteinen gelockert und ausgeweitet wird. Die Zellwände von Pflanzen bestehen hauptsächlich aus Zellulose; ein Material, dass sich vermehrt, während die Auxine damit beschäftigt sind, das Wachstum der Zellwände zu aktivieren. Daraus lässt sich schließen, dass auch der zusätzliche Zellstoff zur Gewichtzunahme von mit Wachstumsregulatoren behandelten Pflanzen beiträgt. Um wieder auf unsere Blüten zurückzukommen; wenn das totale Gewicht der Ernte zunimmt, übersetzt sich dies in generelle Qualitätsverluste. Dies hängt damit zusammen, dass der Großteil des zusätzlichen Gewichts durch die Behandlung mit Wachstumsregulatoren lediglich auf einen höheren Wasser- und Zelullosegehalt zurückzuführen ist. Dadurch wird wiederum der Gehalt an cannabinoiden Wirkstoffen gesättigt, was bedeutet, dass das Endprodukt einen niedrigeren THC-Gehalt aufweisen wird.

Beweise dafür, dass Wachstumsregulatoren gefährlich sind

Die Diskussion darüber, ob der Einsatz von Wachstumsregulatoren für Menschen gesundheitsschädlich sein könnte, ist noch längst nicht abgeschlossen. Von Land zu Land bestehen bezüglich Prüfungen, Regulierungen und gesetzlichen Bestimmungen erhebliche Unterschiede; so werden Wachstumsregulatoren in einigen Staaten als giftig eingestuft und in anderen nicht. In den USA und Europa sind sie weitestgehend als Pestizide katalogisiert, ihr Einsatz in der Landwirtschaft ist allerdings immer noch weit verbreitet. Wachstumsregulatoren, die die hormonalen Signalübertragungswege und die Biosynthese der Pflanzen beeinflussen (insbesondere Gibberelline), werden als besonders gefährlich eingestuft.

Wenn man den Cannabiskonsum aus medizinischer Sicht betrachtet, sollte man Gras, das mit synthetischen Wachstumsregulatoren gezüchtet wurde, wenn möglich vermeiden. Obwohl es viele Produkte auf dem Markt gibt, geben wir im Folgenden eine Übersicht der populärsten synthetischen Gibberellin-Wachstumshemmer: Es existieren gut belegte Studien, die aufzeigen, dass synthetische Blocker der Signalübertragungswege unter anderem krebserzeugend sowie giftig für die Leber sind und Unfruchtbarkeit verursachen. Diese Wirkungen wurden in Studien mit Säugetieren beobachtet. Die getesteten Lebewesen wurden aber wahrscheinlich in einem sehr viel höheren Grad mit Wachstumsregulatoren belastet als nur mit Rückständen in gezüchteten Pflanzen. Es müssten sich wahrscheinlich unrealistisch hohe Mengen an Rückständen im Endprodukt befinden, um ein reales Gesundheitsrisiko darzustellen. Die Beurteilung fällt nicht leichter dadurch, dass auf jede Studie, die effektive Gesundheitsrisiken von Wachstumsregulatoren feststellen, eine andere kommt, die aufzeigt, dass die Wirkungen auf die Gesundheit von Säugetieren unerheblich sind. Verbraucher, die es mit einem gesunden Lifestyle nicht so genau nehmen, könnten jetzt einwenden, dass der Konsum von mit Wachstumsregulatoren behandeltem Cannabis nicht viel schlimmer ist, als ein Fastfood Menü zu verspeisen. Briten sollten sich jedoch eventuell etwas mehr sorgen, denn dort wird im Anbau von Äpfeln, Kirschen, Birnen und Pflaumen immer noch das Mittel Paclobutrazol eingesetzt, obwohl es bereits in vielen Ländern verboten wurde. So könnten Dein mit Wachstumsregulatoren manipuliertes Gras und die gespritzten Äpfel aus dem lokalen Supermarkt ungefähr ein gleiches Risiko für deine Gesundheit darstellen…

Umweltschädlich

Abgesehen davon, dass Wachstumsregulatoren potenziell gesundheitsschädliche Pestizide sind, wurde auch nachgewiesen, dass sie der Umwelt schaden. Rückstände von Wachstumsregulatoren im Boden und im Wasser sind giftig und beeinträchtigen nachweislich die Verdauungsorgane und Embryonen von Fischen. In mit Wachstumsregulatoren behandelten Böden leidet auch die Vielfalt der Mikroorganismen. Die Umweltbelastung scheint also sehr viel grösser zu sein, als ursprünglich angenommen. Man könnte den Einsatz von Wachstumsregulatoren mit Doping im Leistungssport vergleichen. Der Gebrauch von anabolen Steroiden kann, ähnlich wie Wachstumsregulatoren bei Pflanzen, eine leistungssteigernde Wirkung auf Athleten haben und deren Muskelwachstum und -regeneration unterstützen. Dies kann einem zwar einen gewissen Wettbewerbsvorteil verschaffen, hat allerdings auch viele Nebenwirkungen und birgt gesundheitliche Risiken. Ein Bodybuilder, der Steroidhormone zum Muskelaufbau nimmt, sieht nach außen zwar megastark aus, kann aber unter Umständen Herzprobleme haben und läuft ein ernstes Risiko, dass seine Leber versagt. Gleichgetrimmte, getunte Buds sehen vielleicht gut aus, die generelle Qualität des Weeds leidet aber darunter.

Die gefährlichsten synthetischen Wachstumsregulatoren scheinen Mittel zu sein, die die Biosynthese hemmen. Aber wie steht es mit synthetischen Wachstumsregulatoren, die anders arbeiten und beispielsweise die Wirkung von bestimmten Pflanzenhormonen nachahmen? Synthetische Auxine werden zum Beispiel als Wurzelhormone angewendet. Die Behandlung von Klonen und Stecklingen mit Auxin ist im Grunde genommen schon ein Einsatz von Wachstumsregulatoren, obwohl diese hier auf ganz andere Weise wirken. Sie bringen die Meristem-Zellen (das pflanzliche Äquivalent zur menschlichen Stammzelle) dazu, die Wurzelzellen zu vermehren, ziemlich ähnlich wie in der Stammzelltherapie. Es ist unklar, ob dieser Mechanismus weniger gesundheitliche Risiken birgt, wie der Einsatz von Wachstumsregulatoren, die in Wachstumsprozesse eingreifen. Es existieren zwar einige Belege dafür, dass dies der Fall ist, es müssten allerdings mehr Studien zu diesem Thema angestellt werden. Nach Überprüfung der aktuellen wissenschaftlichen Belege scheint es, dass Wachstumsregulatoren bei einem sachgerechten Einsatz eine gute Sicherheitsbilanz aufweisen. Nichtsdestotrotz, bei falscher Konzentration, ungeeigneter Ausrüstung oder falschen Anwendungszeiten, können sich Pflanzen, Tiere und Menschen Vergiftungen zuziehen.

Welche Alternativen zu Wachstumsregulatoren gibt es?

Wir sind bis jetzt die ganze Zeit auf synthetische Wachstumsregulatoren eingegangen, da sie bislang den Markt beherrschen. Aber gibt es da draußen etwa keine natürlichen Alternativen? Wenn wir über den Anbau von Cannabis und anderen Pflanzen sprechen wollen, müssen wir mit den Grundlagen beginnen: Wie kann man Mutter Natur am besten nachahmen? Der Einsatz von Wachstumsregulatoren sollte dazu dienen, das genetische Potenzial einer Cannabispflanze zu optimieren, deswegen wäre ein guter Ansatz, zu schauen, wo wir ähnliche organische Zusammensetzungen auf natürliche Weise finden, anstatt synthetische, menschengemachte Pflanzenhormone einzusetzen (die zudem auch noch viele gefährliche Nebenwirkungen zu haben scheinen).

Chitosan

Chitosan wird aus Chitin gewonnen, und ist der organische Hauptbestandteil der Panzer von Krebstieren und Insekten. Das Chitosan verstärkt die Panzerstruktur dieser Tiere. Es ist ein in reichlichen Mengen vorhandenes, biologisch abbaubares Material mit geringem Molekulargewicht. Bei der Anwendung von Chitosan über das Blattwerk oder das Gießwasser wurden ähnliche Wirkungen wie bei der Anwendung herkömmlicher Wachstumsregulatoren festgestellt. Chitosan wirkt sich direkt auf das Plasma, die Membran und den Kern der Pflanzenzellen aus und reguliert damit den genetischen Ausdruck und andere Zellprozesse. Das interessiert auch die NASA, die experimentiert bereits mit Chitosan zur Unterstützung des Pflanzenwachstums im Weltall! Chitosan verstärkt nämlich erwiesenermaßen die Photosynthese, optimiert das Pflanzenwachstum, stimuliert die Aufnahme von Nährstoffen und fördert die Saatgutvermehrung. Außerdem besitzt Chitosan anti-pathogene Eigenschaften; diese regulieren auf natürliche Weise die ureigenen Abwehrreaktionen der Pflanze, um Insekten, Pathogenen und Bodenkrankheiten standzuhalten. Weitere Forschungen haben ergeben, dass die Anwendung von Chitosan die Produktion von Flavonoiden und Terpenen in diversen harzausbildenden Pflanzenarten verstärkt.

Triacontanol

Dieser Pflanzenwuchsstimulator kommt in einer Reihe natürlicher Rohstoffe wie Alfafamehl, Rohrzucker oder Bienenwachs vor. Triacontanol gehört der Gruppe der „Fettalkohole" an und wird manchmal auch als Melissylalkohol oder Myricylalkohol bezeichnet. Es ist ungiftig, umweltfreundlich und sicher für den Verzehr. Forschungen haben ergeben, dass Triacontanol ein potenter Wachstumsstimulator ist, der grundlegende Stoffwechselprozesse wie die Photosynthese beschleunigt, sowie die Enzymaktivität, die Nährstoffaufnahme, Assimilation von CO2 und vieles mehr stimuliert. Korrekt dosiert kann Triacontanol die Menge an Chlorophyll in den Blättern deutlich steigern, was zu einer erhöhten Photosynthesegeschwindigkeit führt. Ebenso wird die Wurzelausbildung verstärkt; es bilden sich stärkere Wurzelnetzwerke, wodurch eine effektivere Nährstoffaufnahme erfolgt. Aufgrund der regulierenden Eigenschaften von Triacontanol, zeigten viele Studien, dass bei der Anwendung als Blattdünger die Ernteerträge im Vergleich zu den Kontrollgruppen dramatisch anstiegen. In einem Experiment mit Minze angewandt, wurde abgesehen von höheren Erträgen interessanterweise auch ein höherer Gehalt an ätherischen Ölen in den Pflanzen festgestellt, was ähnliche Ergebnisse bei Cannabispflanzen vermuten lässt.

Einige Schlussbemerkungen

Mit dem zunehmenden Einsatz von Wachstumsregulatoren im Kulturanbau wird es interessant sein zu verfolgen, welche Rolle sie in der Zukunft der Cannabis-Landwirtschaft spielen werden. Es existiert noch viel Bedarf an Forschung in diesem Bereich, der Einsatz von Wachstumsregulatoren bietet aber klare Vor- und Nachteile. Pflanzenwuchsstimulatoren sind im Grunde genommen ein menschlicher Versuch, das biologische System von Pflanzen zu „hacken". Das im Hinterkopf, haben wir ein „Du kriegst, was Du hineinsteckst" Szenario. Es hat den Anschein, dass aus natürlichen Rohstoffen gewonnene Wachstumsregulatoren sich sehr positiv und hochregulierend auf das Wachstum und die Entwicklung der Pflanzen auswirkt, dabei aber kaum negative Nebenwirkungen verursachen. Der Einsatz von synthetischen Wachstumsregulatoren, die den Lebenszyklus der Pflanze und die Ernteerträge manipulieren, geht jedoch mit Qualitätseinbußen und möglichen Gesundheitsrisiken einher. Um diese Gesundheitsrisiken zu vermeiden, ist es bei der Anwendung von Wachstumsstimulatoren sehr wichtig, sehr genau über die geeigneten Applikationsmethoden und Konzentrationen Bescheid zu wissen. Ob die Verbraucher nun für oder gegen den Einsatz von Wachstumsregulatoren in ihrem Cannabis sind; klar ist, dass jeder das Recht darauf haben sollte, zu wissen, was man gerade konsumiert. Die Hersteller von landwirtschaftlichen Düngemitteln sollten rechtlich dazu verpflichtet werden, eine komplette chemische Analyse ihrer Produkte zur Verfügung zu stellen. Ebenso sollte es für Grower eine Pflicht sein, anzugeben, ob sie Wachstumsregulatoren, Pestizide oder andere Chemikalien im Anbau eingesetzt haben. Auf diese Weise könnten die Verbraucher informierte Entscheidungen darüber treffen, was sie konsumieren möchten, anstatt irregeführt zu werden. Wenn Du mehr über organische Wachstumsstimulatoren erfahren oder eine Liste wissenschaftlicher Quellen zu dem Thema anfordern möchtest, kontaktiere Blunt Science unter: blunt.science@humboldtseeds.net

30/03/2017